Zwei Eisbären auf den Bahamas
So oder so ähnlich müssen sich unsere beiden Kajaks gefühlt haben. Während die Inuit ihre Kajaks für die kalten und rauen Bedingungen in der Arktis gebaut haben, wollten unsere Kajaks mal ein wenig in die Sonne. Um ihnen doch noch etwas Heimat zu gönnen, haben wir uns für einen Fjord entschieden. Wir waren am Gardasee! Der Gardasee ist genau genommen ein Fjord, aufgrund der Definition, dass von einem Gletscher tief ausgefrästes Tal mit Wasser ein Fjord darstellt. Die Entscheidung haben unsere Kajaks nicht bereut und wir natürlich auch nicht.
Nur paddeln war unseren Kajaks jedoch zu mühsam, und um nicht all zu neidisch auf ihre großen Brüder zu sein, wurden sie kurzerhand mit kleinen Segeln und einem Mini-Mast ausgestattet. Dies lief erstaunlich gut und der Gardasee erwies sich mit seinen Winden als ein treuer Partner. Wir waren in Torbole, dort weht der Wind morgens ablandig genannt „Peler“ und ab Mittag auflandig „Ora“.
Insgesamt ist der Schiffs- und Segelverkehr auf dem See recht groß. Wir sind in der Regel recht früh am Morgen aufgebrochen. Mit dem Wind, und nur dem einen oder anderen Paddelschlag, wagten wir uns immer weiter hinaus. Jede Tour wurde zu einer Entdeckungsreise und immer neue Perspektiven und Einblicke ließen die Zeit wie im Flug vergehen.
Ein kleiner Nebeneffekt des Windes waren die kleinen und größeren Wellen auf dem See. Durch die Fährschnellboote konnten die Wellen für einen See eine beachtliche Größe bekommen. Aber schließlich waren unsere Kajaks ja für die offene See konzipiert und es war ein echter Spaß mit den Wellen zu spielen.
Unsere 20 Jahre alten Spritzdecken waren unverzichtbarer Begleiter auf unseren Touren. Sie hielten so manche Wellen davon ab, das gesamte Kajak zu fluten. Leider werden wir uns von ihnen wohl bald trennen, da sie zwar die großen Wellen abhalten, aber nicht mehr komplett wasserdicht sind.
Die Kajaks meisterten jede Welle. Egal von wo die Wellen auf sie trafen, jedes Wellental wurde souverän durchschifft. Die Rumpfform der Kajaks zeichnete sich einmal mehr durch ihre optimale Wasserverdrängung und ihre Kippstabilität aus.
Im Allgemeinen kann man den Gardasee nicht gerade als einen Ort der Einsamkeit und Ruhe bezeichnen. Unsere beiden Kajaks fanden jedoch einsame, von Land aus nur schwer zugängliche Buchten. Segelboote konnten dort aufgrund zahlreicher Unterwasserfelsen auch nicht anlegen. Wir spielten jedoch unsere Vorteile vollkommen aus und glitten über jedes Hindernis hinweg.
Es gibt wenige Orte, die uns mehr zum Bleiben eingeladen haben. Ein Stück weit haben wir uns wie an einem einsamen Strand in der Südsee gefühlt. Ganz alleine dort zu sein, auf das Wasser hinaus zu blicken und seinen Gedanken nachzuhängen.
Besonders beeindruckt waren wir von dem glasklaren Wasser. Weit konnte man in die grundlose Tiefe blicken. Über 300 Meter ist der Gardasee an seiner tiefsten Stelle. Bevor man sich auf ihn hinauswagt, sollte man den Wetterbericht genau kennen. Seine markanten, über 2000 Meter hohen Seitenflanken, sorgen für starke Winde und Stürme, welche lebensbedrohlich sein können und das nicht nur für unsere beiden Kajaks.
Natürlich wollten unsere beiden Kajaks auch den Flirr des Südens in sich aufsaugen. Rotwein und auch Espresso gehörten zu dem, was sie jeden Tag genossen haben.